ESCI-Satellitensymposium «Keramikimplantologie» 2024: Update zur Evidenzlage, Praxiswissen auf Experten-Niveau, starke Community

 

V.l.n.r.: Prof. Andrè Chen, Dr. Frank Maier, PD Dr. Dr. Stefan Röhling, Dr. Jens Tartsch, Dr. Lars Börner, Prof. Sebastian Kühl

 

Am 19. September 2024 drehte sich im Kursaal Bern (Bern, CH) alles um das Thema Keramikimplantologie. Ob Keramikimplantate nur ein Trend sind, eine verlässliche Alternative im Praxisalltag darstellen und eine ausreichende Stabilität für den klinischen Einsatz bieten, waren u.a. Fragen, auf die Dr. Jens Tartsch, PD Dr. Dr. Stefan Röhling, Prof. Dr. Ralf Kohal, Dr. Frank Maier, Prof. Andrè Chen in ihren Vorträgen und Präsentationen eingingen. Im zweiten Teil des Symposiums berichteten Dr. Jens Tartsch, Prof. Sebastian Kühl, Dr. Frank Maier und Dr. Lars Börner von ihren klinischen Behandlungsansätzen sowie Erfahrungen im Umgang mit Keramikimplantaten.

Das Satellitensymposium der European Society for Ceramic Implantology (ESCI), welches Teil des Programms des 6. Schweizer Implantat Kongresses war, setzte wichtige Akzente bei den relevanten Aspekten wie Weichgewebsintegration und -gesundheit, Implantatmaterial und -oberfläche, prothetische Möglichkeiten mit herkömmlichem und digitalem Workflow und bot den Teilnehmern eine wissenschaftlich fundierte und erfahrungsbasierte Perspektive auf die Anwendung von Zirkonoxidimplantaten.  

 

Keramikimplantate sind nicht nur ein Trend

Keramikimplantate sind nicht nur ein Trend, sie werden sich langfristig etablieren, so Dr. Jens Tartsch, Präsident der European Society for Ceramic Implantology. Klinische Vorteile wie verbesserte Ästhetik, gesündere Weichgewebe dank besserer Durchblutung (Kajiwara et al. 2015), weniger entzündliche Infiltrate, geringere Plaque-Akkumulation (Scarano et al. 2004) sowie wachsende wissenschaftliche Evidenz zur Erfolgs- und Überlebensrate von zweiteiligen Keramikimplantaten tragen dazu bei. Die am Symposium präsentierten klinischen Fälle mit 2- bis 7-Jahres-Follow-ups mit Keramikimplantaten zeigen stabile Knochen- und Weichgewebeverhältnisse.

 

Einteilige und zweiteilige Implantatkonzepte

Während des Symposiums wurde bekräftigt, dass das zweiteilige Zirkonoxid-Implantatkonzept gegenüber dem einteiligen Konzept Vorteile hinsichtlich der prothetischen Flexibilität und der klinischen Indikationen hat. Einteilige und zweiteilige Zirkonoxidimplantate weisen den gleichen Grad an Osseointegration und biologischer Integrität auf (Roehling et al. 2019). Zweiteilige Zirkonoxid-Implantate können klinischen Kaukräften widerstehen (Kohal et al. 2023). Dass das zweiteilige Zirkonoxidimplantatkonzept für die klinische Anwendung geeignet ist, bestätigt auch der Wissenschaftliche Beirat des ESCI.

 

Keramikimplantate sind stabil genug für den klinischen Einsatz

Zirkonoxid-Implantate sind in der Regel stabil genug für den klinischen Einsatz, so Prof. Dr. Ralf Kohal, Leitender Oberarzt der Klinik für Zahnärztliche Prothetik des Universitätsklinikums Freiburg. Dies zeigte Prof. Dr. Ralf Kohal u.a. in mehreren In-Vitro-Untersuchungen zu den Zirkonoxid-Implantaten Zeramex P6 und Zeramex XT. Auch kumulative 10-Jahres-Überlebensraten von 95.1% (Mohseni et al. 2024) bei Keramikimplantaten, so Prof. Kohal, sind als gut zu bewerten. Zirkonoxid-Implantate können also für bestimmte Indikationen als Addendum zu Titanimplantaten angesehen und für Patienten, die kein Metall im Körper haben wollen, empfohlen werden.

 

Keramikimplantate sind eine verlässliche Alternative im Praxisalltag

Dass mit Keramikimplantaten im Praxisalltag vorhersagbare Ergebnisse sich erzielen lassen, war eine der Hauptbotschaften von PD Dr. Dr. Stefan Röhling, Vize-Präsident der European Society for Ceramic Implantology. Dies demonstrierte PD Dr. Dr. Stefan Röhling anhand mehrerer klinischer Dokumentationen, Studien und Meta-Analysen, die deren Verlässlichkeit belegen. Klinische Beobachtungen, so Dr. Röhling, zeigen, dass mikroraue Zirkonoxidimplantate identische Weichgewebeintegrationskapazität sowie schnelleren Reifungsprozess des Epithel- und Bindegewebes im Vergleich zu Titanimplantaten aufweisen (Roehling et al. 2019). Es stehen bereits mehrere Studien zur Verfügung, die eine wissenschaftliche Perspektive auf die Anwendung von Keramikimplantaten ermöglichen. So weist die retrospektive Nachuntersuchung von zweiteiligen Keramikimplantaten Zeramex XT nach einem mittleren Belastungszeitpunkt von 24 Monaten eine Erfolgs- und Überlebensrate von 97,3% (Gahlert et al. 2024). Und nach 5 Jahren liegen die Mittelwerte zur Überlebensrate bei Keramikimplantaten bei 97,2 % (Roehling et al. 2023).

Das spannende Thema Hart- und Weichgewebemanagement bei Keramikimplantaten behandelte Dr. Frank Maier, Mitglied des Vorstandes der ESCI. Sein klinischer Ansatz: Die Anzahl chirurgischer Eingriffe limitieren, sofort implantieren, Gewerbe schützen und erhalten.

Heute können Keramikimplantate in einen komplett digitalen Workflow nahtlos integriert werden. Wie ein digitaler Workflow bei Keramikimplantate professionell gestaltet werden kann, zeigte Prof. Andrè Chen, Mitglied des Vorstandes der ESCI, anhand mehrerer klinischer Fälle und teilte mit den Teilnehmern sein Praxiswissen.

Für klinische Erfolge, so Dr. Tartsch, sollte man bei der Auswahl und Anwendung von Keramikimplantaten kritisch, aber offen bleiben, passende Indikationen auswählen, Richtlinien des Herstellers beachten, biologischen Prinzipien folgen sowie Patientinnen und Patienten in den Entscheidungsprozess miteinbeziehen.

 

3rd European Congress for Ceramic Implant Dentistry

Für den 3. Europäischen ESCI-Kongress für Keramikimplantologie, der vom 25. bis 27. September 2025 in Horgen stattfinden wird, können Sie sich unter https://esci-online.com/kongress/ oder per E-Mail info(at)esci-online.com voranmelden.

 

Über European Society for Ceramic Implantology (ESCI)

Die European Society for Ceramic Implantology (ESCI) ist ein Zusammenschluss von wissenschaftlich anerkannten, erfahrenen und renommierten Experten sowie interessierten und motivierten Anwendern aus Praxis und Hochschule. Die Fachgesellschaft ist eine Drehscheibe für herausragende wissenschaftliche Forschung sowie klinische und praktische Erfahrung im Bereich Keramikimplantologie. Als zahnärztliche Fachgesellschaft ist die ESCI europaweit aktiv.

 

Literatur

Gahlert M, Stürz N, Engelhard Wölfler H, Röhling S (2024). Retrospektive Nachuntersuchung von 2-teiligen Keramikimplantaten aus Zirkondioxid nach einem mittleren Belastungszeitpunkt von 24 Monaten (Manuskript in Publikation).

Kajiwara Net al.: Soft tissue biological response to zirconia and metal implant abutments. Implant Dentistry 24 (1), (2015).

Kohal RJ, Schikofski T, Adolfsson E, Vach K, Patzelt SBM, Nold J, Wemken G. Fracture Resistance of a Two-Piece Zirconia Implant System after Artificial Loading and/or Hydrothermal Aging-An In Vitro Investigation. J Funct Biomater. 2023 Dec 15;14(12):567. doi: 10.3390/jfb14120567. PMID: 38132821; PMCID: PMC10743638.

Mohseni P, Soufi A, Chrcanovic BR. Clinical outcomes of zirconia implants: a systematic review and meta-analysis. Clin Oral Investig. 2023 Dec 23;28(1):15. doi: 10.1007/s00784-023-05401-8. PMID: 38135804; PMCID: PMC10746607.

Roehling S, Gahlert M, Bacevic M, Woelfler H, Laleman I. Clinical and radiographic outcomes of zirconia dental implants-A systematic review and meta-analysis. Clin Oral Implants Res. 2023 Sep;34 Suppl 26:112-124. doi: 10.1111/clr.14133. PMID: 3775052

Roehling S, Schlegel KA, Woelfler H, Gahlert M. Zirconia compared to titanium dental implants in preclinical studies-A systematic review and meta-analysis. Clin Oral Implants Res. 2019 May;30(5):365-395. doi: 10.1111/clr.13425. Epub 2019 Apr 16. PMID: 30916812.

Scarano A, Piattelli M, Caputi S, Favero GA, Piattelli A.J Periodontol. 2004. Bacterial adhesion on commercially pure titanium and zirconium oxide disks: an in vivo human study. Scarano A, Piattelli M, Caputi S, Favero GA, Piattelli A.J Periodontol 2004.

 

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